Das Ganze begann ca. 1990. Ich hatte sehr heftige Schmerzen beim Wasserlassen. Daraufhin bin ich zu meinem Hausarzt gegangen, welcher mir Antibiotika verschrieb. Die Behandlung dauerte insgesamt ca. 3 Monate bis ich mir endlich eine Überweisung zu einem ansässigen Urologen ausstellen lies. Bei dem begann das ganze Spiel von vorne. Antibiotika, Urinuntersuchungen, Abstrich und wieder Antibiotika. Nichts hat ein Ergebnis gebracht.
Einige Zeit später hatte er dann einen ersten Erfolg, Bakterien im Sperma. Ich glaube es waren Chlamydien. Und dann ging Alles sehr schnell….es war Wochenende, ich bin morgens aufgewacht und hatte ein geschwollenes, schmerzhaftes (erträglicher Schmerz) linkes Knie. Damals habe ich die Gelenkentzündung nicht mit dem Harnwegsinfekt in Verbindung gebracht. Ich war sportlich (Kampfsport) sehr aktiv und dachte, dass es evtl. eine Folgeerscheinung eines unglücklichen“Treffers“ sei. Zähne zusammenbeissen und durch, das war die Devise. Als ich abends mit meinen Freunden um die Häuser ziehen wollte hatte ich ihnen davon erzählt und das Knie dann auch einem von ihnen (ebenfalls Sportler) gezeigt. Er meinte ich müsse mir das im Krankenhaus Punktieren lassen und dann könnten wir los ziehen. Im Krankenhaus angekommen, zeigte ich das Knie und auf Nachfragen des Arztes erzählte ich von meinem Sport und nach weiteren Fragen erwähnte ich auch diese dubiose Harnwegsinfektion. Das war für ihn der ausschlaggebende Punkt mich stationär zur Beobachtung dort einzuweisen. Diese Entscheidung hat sich im Nachhinein als absolut korrekt erwiesen. Das Knie wurde punktiert, ich kam auf Station und der „Morbus Reiter“ tat das Übrige. 2-3 tage später bekam ich hohes Fieber, keiner der Ärzte wusste was da jetzt mit mir los war. Doch dann das Entscheidende Symptom:
Bindehautentzündung, welche so sehr ausgeprägt war, dass ich nach dem Aufwachen nur noch einen weißen Schleier vor Augen hatte und Nichts mehr sah. Somit wussten die Ärzte, dass es sich um das „Reiter Syndrom“ handelt. Penicilintropf und absolute Bettruhe mit geschientem Bein, brachten dann die langersehnte Hilfe. Die Heilung ging recht schnell, nach ca 16 Tagen Krankenhausaufenthalt konnte ich wieder nach Hause, wobei ich da aber noch ca. 3 Monate mit Gehilfen hantieren musste.
Die kommenden Jahre hatte ich immer wieder und das sehr häufig (anfangs 4-6x pro Jahr) mit Harnwegsentzündungen zu kämpfen. Bindehautentzündungen waren regelmäßig vorhanden. Ca 6-7 Jahre später der nächste Schub. Es war kein Krankenhaus nötig, jedoch musste auch wieder der Erguss im linken Knie punktiert werden,Cortison lokal gespritzt, brachte die erhoffte Schmerzlinderung. Alle anderen Symptome wurden lokal behandelt. Diclofenac linderte den übrigen Gelenkschmerz und lies Ihn einigermaßen erträglich werden. Augenbindehautentzündungen folgten in regelmäßigen Abständen von einigen Monaten. Dies zog sich über 2-3 Jahre hinweg, danach bekam ich diese eher recht selten. Ansonsten muss, oder darf ich sagen, hat mich mein Reiter ziemlich in Ruhe gelassen….
Anfang 2009 war es dann soweit, das Ganze nochmal von vorne mit dem gleichen Verlauf, nur, daß das Knie (wieder links) nicht punktiert werden musste. Cortison in Tablettenform, Augentropfen, Antibiotika gegen die Harnwegsentzündung und reichlich Diclofenac. Doch von diesem Schub an war alles anders. Mein Morbus Reiter war von da an immer present. Dies zeigte sich in Form von Schmerzen, wandernd durch den ganzen Körper hauptsächlich im linken Knie, Nacken-Schulterbereich, Becken. Mit die stärksten Schmerzen kamen dann in der Brustgegend über dem Herzen. Diese haben doch die eine oder andere Träne verursacht. Meine Ärztin hat mich dann sofort zur Herzkathederuntersuchung geschickt, da bei Rheumapatienten eine Herzmuskelentzündung ja nicht allzu unwahrscheinlich ist. Negativ, also positiv für mich. Tatsächlich „nur“ eine Entzündung des Brustbeins. Ok, das war mir doch gleich mal viel lieber als eine Herzmuskelentzündung. Auf was ich hinaus möchte ist, daß seit meinem letzten Schub kein Tag mehr ohne Schmerzen, bzw. Einschränkungen in der Beweglichkeit vergangen ist, chronische Müdigkeit war an der Tagesordnung, was mich psychisch natürlich auch sehr belastete und bis heute belastet. Ich habe dann auch mehrmals Blasen an der linken Fußsohle bekommen, die einen leicht entzündeten Kranz hatten.
Zuerst wurden diese mit einer Lotion behandelt (Zusammensetzung vergessen). Danach die Empfehlung des Prof.Dr.med.Ulrich Mrowietz (Klasse!!) diese einfach mit einer starken Kortisonsalbe eincremen. Zum Glück ist es soweit bis jetzt nicht mehr gekommen. Anfang 2010 habe ich mich stationär in die Rheumaklinik Bad Bramstedt einweisen lassen um den Reiter einmal komplett zu durchleuchten. Knochen, Gelenke, Magen usw. alles in Ordnung, CRP -Wert etwas zu hoch, aber das wars dann schon. Der Versuch mich auf das Medikament“ARAVA“ einzustellen scheiterte an Bluthochdruck. 14 Tage nach meinem Krankenhausaufenthalt bin ich dann zur Anschlussheilbehandlung ( AHB) in die Rehaklinik Bad Bramstedt gegangen. Dort wurde ich auf MTX eingestellt und das war es dann auch schon.
Und Heute ca 8 Wochen später hat sich auch nichts verändert. Immer noch Müde (besonders nach der MTX-Spritze), immer noch Schmerzen, allerdings nicht mehr so stark, aber ich werde sehen was die Zeit bringt. Die Einstellung auf dieses Medikament kann nun auch einige Monate dauern. Während meines Aufenthaltes dort bekam ich dann auch noch die selben Symptome wie bei einem Carpaltunnelsyndrom, daraufhin verschten wir die Schmerzen mit einer Nachtschiene in den Griff zu bekommen.
23.08.2010
Ich war heute bei einem Neurologen um per Reizstrom auf das Carpaltunnelsyndrom zu testen. Ich muß noch erwähnen, daß die rechte Hand, dank der Schienen, welche ich auch oft tagsüber trage, fast wieder beschwerdefrei ist, ich allerdings links( logisch links) starke Probleme habe, d.h. die Hand schläft sehr oft ein, ich habe schmerzen an der Innenseite des Ellenbogens bis unter das Schulterblatt. Dennoch war der Test positiv, also kein CTS. Mein (linkes) Auge ist auch wieder entzündet. Dieses wird nach einem Augenarztbesuch mit Kortisonhaltigen Tropfen und einer Salbe für die Nacht behandelt. Ich bin immer noch sehr müde, habe überhaupt keine Power. Mein CRP-Wert ist etwas gestiegen und heute habe ich zu meinen „normalen“ Knochenschmerzen auch noch Probleme beim Gehen, da die Zehen an meinem linken Fuß beim Abrollen sehr schmerzen. Was die Probleme der linken Hand betrifft, werde ich Morgen von meiner Ärztin Frau Julia Horstmann darüber informiert ob das Klinikum Eilbek sich meiner annimmt und das ganze untersucht. Ich hoffe, daß es auf ambulanter Basis Möglich ist. Ich werde weiter berichten. Im AK Eilbek wurde mir angeboten an eine STELARA Studie teilzunehmen. Gesagt und getan! Ich muss sagen es war recht schnell eine Besserund zu spüren. Diese extreme Müdigkeit war ca 2Wochen nach der ersten Spritze fast weg. Da war auch mal gleich wieder ein Bisschen mehr Lebensqualität zurück. Ich durfte ca 6 Monate an der Studie teilhaben, da sich zwischenzeitlich Weichteilrheumatismus oder Fibromyalgie bei mir mit einreihten und STELARA (Ustekinumab) bei mir in diesem Bereich nicht wirklich half…..
Soviel zu meinem Krankheitsverlauf, da dieser ja bei jedem Reiter-Patienten wird sicherlich jeder Betroffene andere Erfahrungen gemacht haben.